Information für Patienten/innen
Tiefenpsychologisch fundierte Einzelpsychotherapie
Ziel der tiefenpsychologisch fundierten Einzelpsychotherapie ist das Aufdecken und Verstehen unbewusster seelischer Abläufe. Diese entstehen im Laufe des Lebens und führen zu Erlebens-und Verhaltensweisen nach mehr oder weniger festgelegten Mustern, die manchmal hilfreich sein können, oft aber störend und einengend sind.
Kern der Arbeit in der Einzelsitzung ist der Austausch über das, was Sie gerade im Leben beschäftigt und bewegt, und besonders über das, was in Ihnen während der Sitzung vor sich geht. Ausgelöst durch die Situation in der Sitzung, durch die Erfahrung mit der Therapeutin, wird jeder in den Sitzungen Gefühle, Phantasien, Hoffnungen, Befürchtungen und Reaktionen erleben, die denen im sonstigen Leben entsprechen .
Alles darf und soll möglichst unzensiert ausgesprochen werden. Die Therapiesituation stellt einen geschützten „Raum“ zur Verfügung, in dem ohne die sonst übliche Rücksicht auf Konventionen die Freiheit für neue Erfahrungen und Gefühle genutzt werden kann.
Dieser Versuch, sich unzensiert zu äußern, ist für die meisten neu und oft nicht einfach.
Gelingt es aber, die im übrigen Leben gewohnte „ Zensur“ aufzugeben kann man bisher verborgene Seiten an sich selbst erkennen, sie in ihrer Bedeutung verstehen und auch schätzen lernen. Gefühle von Scham und Trauer können spürbar werden, Wut und Aggressivität können zum Vorschein kommen. Aber auch angenehme Gefühle können in neuer Weise auftauchen und sehr bewegend sein.
Eine wesentliche Aufgabe besteht darin, diese Gefühle zuzulassen, auszuhalten und wertzuschätzen, auch wenn sie nicht zum bisherigen Bild von sich selbst passen. Dazu gehören Mut zur Offenheit und der Wille, etwas über sich herauszufinden. Beides sind wichtige Voraussetzungen für die Arbeit in der Einzeltherapie. Diese Fähigkeit und Bereitschaft, sich zu öffnen, braucht Zeit zum Wachsen.
Eine fruchtbare Arbeit in der Therapie setzt Ihre regelmäßige Anwesenheit voraus. Das bedeutet, dass die Therapie für eine bestimmte Zeit in Ihrem Leben vor vielen anderen Dingen Vorrang hat.
Die Arbeit in der Einzeltherapie stellt oft gewohntes in Frage, aktiviert Gefühle, Wünsche und Befürchtungen. In manchen Partnerschaften und anderen Beziehungen kommt es zu „Bewegungen“, Turbulenzen, Veränderungen, die manchmal auch belastend und ängstigend sein können. Es ist nicht nur unvermeidbar, sondern ja Ziel der tiefenpsychologisch fundierten Einzeltherapie, verborgene Konflikte zu erkennen, um konstruktiv mit ihnen umgehen zu können.
Während der Arbeit kann es zu überraschenden Erkenntnissen kommen, die eine -meist trügerische- Hoffnung entstehen lassen, durch spontane, das Leben verändernde Handlungen Probleme schnell lösen zu können. Daher gilt für die Zeit der Therapie, dass alle weitreichenden Entscheidungen vorher zum Thema werden sollen.
Die Dauer der Arbeit in der Einzeltherapie wird nicht vorher festgelegt. Den Zeitpunkt, zu dem ein Teilnehmer die Einzeltherapie beendet, bestimmt er selbst. Es ist sinnvoll, sich innerlich auf eine längere Zeit einzustellen. Der Wunsch, mit der Arbeit in der Einzeltherapie aufzuhören, kann sehr unterschiedliche Gründe haben. Es ist immer sehr wichtig, über diese Gefühle und Wünsche ausführlich zu sprechen, anstatt die Arbeit unwiderruflich aufzugeben bzw. abzubrechen.
Die wesentlichen Ergebnisse der einzeltherapeutischen Arbeit können sein:
Die Erfahrung, dass es für die eigenen Schwierigkeiten, Verhaltens-und Erlebnisweisen Gründe gibt, die in ungelösten und unbewussten Konflikten aus der eigenen Lebensgeschichte liegen, und dass es in jedem Tendenzen gibt, problematisches zu wiederholen, solange diese tieferen Konflikte nicht erkannt sind;
Das Erkennen unbewusster Muster, wodurch es möglich wird, Entwicklungen und Entscheidungen des bisherigen Lebens in einem anderen Licht zu sehen;
Die Erfahrung, dass durch eine Zunahme an Einsichten die Übernahme von Verantwortung für sich und sein Handeln selbstverständlicher Ausdruck von Autonomie wird, und dass das Leben dadurch nicht unbedingt einfacher, aber stimmiger wird.
07.04.2015 Dr. med. Karin Walz